Ein Cover-Shooting stand schon ganz lang auf meiner Liste der Prestige-Projekte und ich strahle innerlich Euch heute endlich davon berichten zu können. In dieser Nacht war es soweit, die Leipziger A Capella-Band Quintense veröffentlich mit einem Konzert ihre erste EP. Das es die erste Scheibe der 5 Musik-Studenten ist, macht mich noch stolzer. So konnte ich meinen Teil dazu beitragen ihnen ein professionelles Aussehen zum Start ihrer Karriere mit auf den Weg zu geben.
Doch die Geschichte beginnt in eigentlich in einem kleinen, silbernen Auto. Am Steuer, Martin. Wir kennen uns nun schon eigentlich einige Jahre und seit einigen Monaten ist er mein Male-Model für alle Fälle und ein guter Freund. Zum ersten Mal haben wir uns zu Faszination Musical kennen gelernt, ich durfte damals die Show auf der See-Bühne Kriebstein fotografieren.
Musikalischer Roadtripp
Hinter mir zwei weitere Bandmitglieder und natürlich ich, müde und hungrig auf dem Beifahrersitz. So düsten wir in die große Hansestadt mit H. Eigentlich ist Hamburg nicht unbedingt meine Lieblingsstadt, was wohl auch daran liegt, dass das Wetter dort irgendwie nie angenehm ist, wenn ich mal aufkreuze. Das könnte aber auch einfach nur an der rauen Region liegen. Doch, wie ich schon hier berichtete, kann man immer wieder neue Seiten kennenlernen. Nun könnte man sich die Frage stellen, warum eine Leipziger Band mit einem Leipziger Fotografen nach Hamburg zum Cover-Shooting fährt. Ganz einfach — Künstler sind alles Chaoten und nicht immer sind alle Bandmitglieder an einem Ort. Doch wenn man etwas will, dann muss man auch einfach etwas dafür tun, gemeinsam.
Auch, wenn nur drei von fünf Bandmitglieder im Auto sitzen, das hält sie nicht davon ab Musik zu machen. Egal ob es ein Lied im Kopf oder eine Inspiration im Radio ist. Es wird gesungen, die innere Beatbox angeworfen und plötzlich bist Du mitten in einem kleinen privaten Konzert. Ganz klar, dass sie zusammen gehören, jeder ergänzt jeden und auf meinem viel zu engen Platz ist war immer noch genug Platz für Gänsehaut. Wieder einer dieser Momente, oder sagen wir lieber viele, die ich nicht missen möchte. Nachts noch schnell zu HalloPizza, dann mein ausgedehnter Abend mit zwei “Privat-Künstlern” und ein wenig Aufregung vor dem Shooting am nächsten Tag. Check … das ist Abenteuer und ich bin mir sicher, sie werden größer.
Das Outdoor-Shooting
Ich war schon lange nicht mehr so hell wach vor Sonnenaufgang, als Martin mich von meiner AirBnB-Wohnung abholte. Gemeinsam frühstückten wir noch in voller Runde und dann ging es los. Die Locations für die Outdoor-Aufnahmen wurden schon vor Tagen festgelegt und wider meiner Erwartungen erschien uns Hamburg Harburg am Vormittag doch in voller sonniger Pracht, auch wenn es bitterkalt war. An dieser Stelle bin ich dann doch immer froh der Mann mit der Kamera zu sein, denn der darf die Jacke anlassen. Aber sie haben sich alle fünf tapfer geschlagen und wir hatten eine tolle Unterstützung
Das Indoor-Shooting
Nachdem die Sonne gegen Mittag ihr Feld dem Regen räumte fuhr unsere kleine Kolonne durch den Elbtunnel nach Altona. Hier hatte der Produzent Dan noch eine Indoor-Location für uns aufgetan. Als ich das Equipment in der Kulturwerkstatt entladen hatte und mir alle Räumlichkeiten genauer in Augenschein nahm, stand nur ein Satz in meinem Kopf: “Das ist mein Studio und ich geh´ hier nicht mehr weg!”. Hier gab es alles, was mein Fotografenherz begehrte. Alte Wände in unterschiedlichem Antlitz, bodentiefe große Fenster, alte Sofas, Nischen, Lichttunnel und Instrumente. Zwei Etagen Foto-Glück und ein Bildermacher, der gar nicht weiß, wo er anfangen soll.
Ja, was soll ich jetzt noch sagen. Es gibt ab und an diese Tage, an denen man in einer Sekunde glaubt, dass es nicht noch besser werden kann — und dann stellt man fest, irren gehört an dem Tag zu deinen Stärken. Wir arbeiteten uns gemeinsam durch unterschiedliche Motive und wurden dabei gut verköstigt. Spartanisch, aber so gehört es sich für ein Abenteuer. Viele erwarten jetzt sicherlich, dass bei so einer Location und allen guten Gegebenheiten die Bilder schnell im Kasten sind.
Kreative Prozesse
Vielleicht ist das bei einigen auch der Fall, doch Equipment muss immer wieder umgebaut und neu eingerichtet werden und am Ende nehme ich mir auch notwendige Zeit. Ich hatte fünf junge Künstler vor mir, es war ihr und es war mein erstes Band-Shooting. Man redet, man lacht, ab und an wird es auch mal lauter, all das gehört zu einem kreativen Schaffensprozess dazu. Man muss die Umgebung und die Menschen auch spüren, man wächst zusammen und kreiert Motive. Motive, die am Ende wirklich die Band zeigt, die vor mir steht, liegt, sitzt … oder wie es dann geschah, einfach anfängt Musik zu machen.
Da sitzt man nach ca. fünfeinhalb Stunden Shooting zu einer Ideen-Pause angelehnt an eine gemauerte Säule und plötzlich stimmt Martin ein, Carsten begleitet am Flügel, Jonas macht den Bass und Katrin und Sabrina stimmen ein, als wäre nichts auf dieser Welt so normal, wie zusammen zu singen. Ich danke Euch für diese Gänsehaut-Momente. Es war das Unglaublichste, was ich bei der Arbeit je erlebt habe. Und ich will verdammt nochmal mehr davon! Und dann gibt es noch die Momente, da dürfen Kreativen auch mal ein wenig am Rad drehen. Ja … davon gibt es vieeele Bilder, Spaß muss sein
Nach mehr als sieben Stunden Shooting gab es dann noch eine köstliche Suppe bei Sabrina´s Mum und dann quetschten sich fünf vollkommen fertige Menschen wieder in das silberne Gefährt, um Richtung Leipzig zu reisen. Fertig? Denkste, erst wird noch ein wenig gesungen und dann geschlafen. Ich habe 5 Freunde gefunden, denen ich Alles Gute in ihrer musikalischen Karriere wünsche, sie sind ein Gesamtpaket, das man erlebt haben muss. Ihnen geht es nicht um Geld, sie sind eine A Capella-Gruppe, die wirklich mit dem Herz dabei sind.
Das Artwork
Bevor ich es vergesse, ich habe letztendlich auch noch das Artwork für Cover und Booklet entworfen, kann ich auch. Das Logo stammt aus der Feder von Heinrich Lischka.
An dieser Stelle möchte ich um Verständnis bitten, dass ich vorerst fast nur Bilder hier zeige, die bereits durch Quintense veröffentlich wurden. Unter anderem sind die meisten Making-Of Bilder. Ich wünschte mir, ich hätte noch einen Assistenten dabei gehabt, der noch mehr von dieser Geschichte hätte in Bildern festhalten können.